Menü Schließen

Unsere Kirche

In Deutschland gibt es ungefähr 50.000 Kirchen, eine von ihnen ziert seit ca. 700 Jahren unsere Gemeinde. Es handelt sich hierbei um eine romanische Kirche, eine so genannte einschiffige Saalkirche, mit einer halbkreisförmigen Apsis. Im breiten Chor mit seinem Kreuzgratgewölbe las bis zur Reformation der katholische Priester seine Messe. Der über dem Chor – im Osten- aufgesetzte Turm lässt vermuten, dass die ersten Fremdiswalder aus dem süddeutschen Raum kamen. Die Erbauer der in unserer Gegend häufigeren Westturmkirchen hingegen kamen wahrscheinlich aus Norddeutschland. Die Erbauungszeit der Kirche ist unbekannt. Doch weisen, wie Cornelius Gurlitt in seiner „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau– und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen.“ bemerkt, die Kämpfergesimse an der Apsis auf das 13. Jahrhundert, aber die Fenster und das zerstörte Maßwerk am Fenster der Turmhalle auf die Zeit um 1500. In den 1970er Jahren wurden in der Apsis bei Instandsetzungsarbeiten die jahrhundertealten Farbschichten abgewaschen. Zum Vorschein kamen Fresken des 13. Jahrhunderts! Jedenfalls sind die Apsis und die sich an die Apsis nach Westen zu unmittelbar anschließende Turmhalle die ältesten Teile der Kirche. Ein eiserner Ring im Deckengewölbe der Apsis, der dort bei der Kirchenerneuerung im Jahre 1904 mit entfernt wurde, rührte allen Anschein nach noch von der Zeit her, in der die ewige Lampe in der Kirche brannte. Eine schrankartige Vertiefung in der Wand an der linken Altarseite bezeichnet noch jetzt die Stelle, an der sich in der vorreformatorischen katholischen Zeit das Sakramentshäuschen befunden hat. Der erste Pfarrer, der nachweislich hier gewirkt hat, war der ehemalige Mönch Johann Jakob Klappe. Er amtierte von 1529-1536 in Fremdiswalde. Während seiner Amtszeit führte er die Reformation im Ort ein. Eine Orgel, wie wir sie aus den meisten Kirchen her kennen, gab es zu dieser Zeit nicht. Erst der Kirchschullehrer Michael Frenzel baute in seiner Amtszeit (1698 – 1708) die erste Orgel für die hiesige Kirche. So heißt es in einer kurzen Nachricht von Pastor Paupitz „Es ist dieser Michael Frenzel ein Künstler gewesen, und hat die hiesige kleine Orgel erbauet, wofür er teils von dem alten Hr. von Caniz teils aber aus dem hiesigen Kirchenvermögen 40 Thlr. bekommen.“ Sie wurde nach einer von Hand herrührenden Notiz, die sich auf der Innenseite der Tür der Orgel fand, im Jahr 1699 eingeweiht. Diese Orgel tat gut 40 Jahre ihren Dienst. Aus einem, den hiesigen Orgelbau betreffenden, Aktenstück des Ephoralarchiv entnehmen wir nun folgende Notiz: „Bei anno 1738 d. 9 April  zu Frembdiswalde gehaltenen Lokal – Kirchenrechnung hat der Schulmeister und Organist Herr Johann Michael Fleischhammer an und vorgebracht, was maßen das in hiesiger Kirche befindliche sehr alte Positiv (kleine, leicht versetzbare Orgel ) gar nicht mehr zum Spielen und Fundament des Singensschick tauglich, auch keine Reparatur an Selbigen hinlänglich und möglich, mithin höchstmöglich sei ,das ein wohlklingendes Orgelwerk ganz neu erbauet werde“. Und so beschloss man die Anschaffung einer neuen Orgel. Der Orgelbau wurde dem Orgelbauer Johann Christian Flemming in Torgau übertragen. Der Vertrag wurde am 2. Juni 1738 zwischen ihm und Pfarrer Paupitz (1725 – 1745) abgeschlossen. So sollte Flemming die Orgel „binnen Jahr und Tag“ liefern und dafür 120 Taler nebst dem alten Positiv erhalten. Da der Orgelbauer den Vertrag zu seinen Gunsten wenden wollte, entbrannte ein Streit zwischen den Parteien, infolgedessen die Fertigstellung sich um 1 Jahr verzögerte. Ihre Weihe erfolgte nun am 2.Juli „am Fest Visitations Mariae“ 1740. Der Tag der Orgelweihe war ein großer Festtag für Fremdiswalde. Denn der Pfarrer berichtet: „Es waren von hiesigen und auswärtigen Orten eine überaus große Menge Volk zugegen, dergleichen den Menschen Gedenken niemals in unserer Kirche auf einmal gewesen, also das niemand vor den anderen Platz hatte, noch sich räumen konnte. Die Jungfern, aus hiesigen Dorfe, etliche und zwanzig, giengen alle in schönen Cränzen, und hatten sich zusammen in den fördersten 3. Weiber Stühlen platcieret. Nach der Predigt wurd auf dem Altar geopfert, also das alle anwesende von beiderlei Geschlecht, Groß und Klein, auch die kleinen Kinder auf den Arm getragen, um den Altar herum gegangen, und in eine daselbst gesetzte zinnerne Schüssel ihre Opfer gelegt.“ So wurden 14 Thaler und 4 Groschen während der Predigt gesammelt. Insgesamt kamen an diesem Festtag 71 Thaler, 10 Groschen und 2 Pfennige zusammen. Für die damalige Zeit sehr viel Geld. 4 Thaler gaben die hiesigen Geistlichen. Die gnädige Herrschaft gab 10 Thaler, die Gutsbesitzer des Dorfes etwa 40 Thaler und der Rest kam von auswärtigen Besuchern. Mit der gnädigen Herrschaft ist die Familie des Rittergutsbesitzers von Caniz auf Mutzschen gemeint. Der Besitzer des Rittergutes Mutzschen ist zu jener Zeit auch Kirchenpatron von Fremdiswalde. 1559 kaufte Kurfürst August von Sachsen, wie eine Notiz im Grundbuch von Mutzschen besagt, das ehemalige Starschedelsche Rittergut in Fremdiswalde hinzu. Im Jahre 1622 ging mit Mutzschen auch Fremdiswalde aus dem kurfürstlichen Besitz in den Besitz des Kammerrates David Döring über, der auch das Patronatsrecht über Fremdiswalde erhielt. Trotz eines Gutachtens, das vor der Übergabe der neuen Orgel erstellt wurde, war schon 1755 eine größere Reparatur fällig. 10 Jahre später legt ein verheerender Brand große Teile der Kirche in Schutt und Asche. Am 15. September 1766 des Nachmittags ¼ vor 4 Uhr brach in der Pfarrwohnung ein Feuer aus, welches das Pfarrgebäude, die Schule, den Kirchturm und  Johann Pögens Gärtnergut verzehrte. Bei diesem Brand fielen die Glocken vom Turm und 2 davon zersprangen, weil man sie noch glühend mit kaltem Wasser übergossen hatte. Auch verbrannten die Kirchenbücher bis zu diesem Jahre, so das nur unvollständige Nachrichten übriggeblieben sind. Der Wiederaufbau des Pfarrhauses ist sehr langsam vorangeschritten. Denn noch 1769 wohnte der damalige Pfarrer Oschatz (1755-1771) mit seiner zahlreichen Familie in dem zur Interimswohnung bestimmten Gemeindehaus. Erst 1774 wurde die neue Pfarre fertiggestellt. Die Schule muss nach dem Brand sehr unvollkommen und sehr flüchtig wiederaufgebaut worden sein. Denn bereits am 4. April 1821 erteilt das Konsistorium in Leipzig die Genehmigung zu einem abermaligen Neubau der Schule, auf dessen Notwendigkeit der Schulmeister Hofmann (1817-1857) in einem Schreiben von 4. Dezember 1818 aufmerksam gemacht hatte. Doch auch dieses Schulgebäude muss große Mängel gehabt haben. Denn es wurde im Jahre 1877 niedergerissen und durch ein neues ersetzt. Der Kirchturm ist nach der vorerwähnten Feuersbrunst zu allererst wiederhergestellt worden. Allerdings hatten die Flammen, wie ausdrücklich bezeugt wird, auch nur den oberen Teil desselben „bis an das achte Eck“ zerstört. Bereits am 15. Dezember 1766, also nur drei Monate nach dem Brand, schreibt Pfarrer Oschatz an den Superintendenten Facilides, nachdem er ihn im Stile der damaligen Zeit „HochErwürdiger, HochAchtbarer und Hochgelahrter, Höchstgeehrtester Herr Superintendens, Höchstschätzbarer Herr und Patron“ angeredet hat: „Hochehrwürden habe die Ehre gehorsamst zu berichten, daß unser Turm durch göttliche Hülfe gehoben wurden und nunmehro in dieser Woche gedeckt werden soll“. Er bittet dann um die Erlaubnis dazu, dass das Kirchturmdach mit Schindeln eingedeckt werde; denn „dieß Dachwerk bleibt bei aller Bewegung unbeschadet, und ist bei dem jetzigen Geldmangel auch um ein groß Teil leichter und wohlfeiler herzustellen“. Diese Erlaubnis wurde jedoch nicht erteilt: der Turm wurde einstweilen mit Brettern verschalt und dann später (1779) von dem Schieferdecker Pauli in Grimma mit Schiefer gedeckt. Von den drei Glocken die vor dem Brande auf dem Turm hingen, ist die mittlere unversehrt geblieben. Sie stammte aus dem Jahre 1464 und trug die Innschrift: O rex glorie criste vene com pace. (O König der Herrlichkeit Wappen vollständig dem Frieden verpflichtet). 1893 vom Glockengießer Jauck aus Leipzig umgegossen, erhielt sie die alte Inschrift wieder. Die beiden anderen Glocken hingegen mussten nach dem Brande neu gegossen werden. Den Neuguss besorgte Glockengießer Berger in Leipzig im Jahre 1779. Die Glocken wurden im Laufe der Zeit noch mehrfach umgegossen. Die große Glocke wiegt 422,5 kg, die mittlere 272 kg und die kleine 126 kg. 7o Jahre sind seit dem großen Pfarrbrand vergangen, wir schreiben das Jahr 1835 und eine größere Renovation macht sich notwendig. Ende Juni, Anfang Juli des genannten Jahres wurde das Kirchendach neu gedeckt, das Durchsichtige im Turme neu beblecht, das Fenster neben der Kanzel verlängert und gänzlich erneuert, ebenso mehrere Fenster durchbrochen. Im Laufe der kommenden Monate wurde die Leichenhalle abgebrochen und an ihren jetzigen Platz in der Südwestecke des Kirchhofs versetzt. Ferner wurden die Kirchenstühle vermehrt und der Gang wurde erweitert. Im Juli 1836 wurde die ganze Kirche geweißt, der Altar marmoriert und die erneuerte Decke der Kirche, sowie das Gestühl des Chores und die Emporen weiß und grün angestrichen. 1834 kamen noch zwei neue Altarleuchter hinzu, angefertigt vom Zinngießer Schilbach zu Leipzig. Ein halbes Jahrhundert später, am 10. November 1883 feierte unsere Gemeinde mit großer Begeisterung das 400-jährige Luther Jubiläum. Am 11.November, einem Sonntag, dem zweiten und eigentlichen Haupt Tag der Lutherfeier, erfolgte, unter großer Feierlichkeit und unter sehr zahlreicher Beteiligung, die Pflanzung der Lutherlinde auf dem freien Platz vor der Kirche auf dem Gottesacker. Pfarrer Merz hielt die Weiherede. Am Vormittag hatte im unmittelbaren Anschluss an die Festpredigt eine Kommunionsfeier stattgefunden. Und am Abend führten Schulkinder unter Leitung des Kirchschullehrers Höber im Gasthofsaal ein Festspiel auf, das etliche Ereignisse aus Luthers Leben behandelte. Einige Jahre später, nämlich 1897, wurde eine Tradition ins Leben gerufen, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut, der Abendgottesdienst. Der erste Gottesdienst dieser Art fand am 24. Dezember 1897 in der weihnachtlich geschmückten Kirche statt, bei der die Kirche die Teilnehmer, dabei auch viele von auswärts, kaum zu fassen vermochte. Diese Weihnachtsfeier in der Kirche war die erste derartige Feier in der Umgegend. Sie wurde im Jahre 1898 genau nach hiesigen Muster auch in Sachsendorf eingeführt. Ebenfalls 1898 wurde in Fremdiswalde der Kindergottesdienst eingeführt. Auch für den evangelischen Bund ist viel Interesse vorhanden, er hat um 1893 22 Mitglieder. Vom Jahre 1893 bis zum Jahre 1909 haben hier nicht weniger als sechs Ehepaare das 50-jährige Ehejubiläum feiern können, alle erfreut durch ein Geschenk des Königs. Es waren dies die Eheleute Grunewald, Helm, Wilhelm Wetzig, Schnabel, Patzsch und Friedrich Daniel Wetzig. Großes Interesse bei der Gemeinde weckten von Anfang an, die seit Februar 1897 abgehaltenen parochialen Familienabende. Die vom Pfarrer geleiteten Abende, an denen auch der Männergesangsverein und der „deutsche“ Turnverein des Ortes regelmäßig mitwirkten, fanden enormen Zuspruch. So schreibt Pfarrer Löber: „Auch, wenn die Erörterung religiöser Fragen gern vermieden wird, so ist das Interesse doch, wenigstens indirekt, ein Beweis kirchlichen Gemeindelebens.“ Von den bei den Familienabenden behandelten Themen seien folgende genannt: Land und Leute Indiens, Fastnachtsbräuche, Reiseplaudereien, oder „was wissen wir über die Fremdiswalder Vergangenheit?“ Wie man sieht, hat man sich auch damals schon für die Vergangenheit von Fremdiswalde interessiert. Nun, ein Jahrhundert geht zur Neige, viel ist geschehen in dieser Zeit, es gab Kriege, bedeutsame Friedensbeschlüsse und die industrielle Revolution setzte unaufhaltsam ihren Siegeszug fort. Im Silvestergottesdienst 1899 wurde auch hier der Jahrhundertschluss gefeiert, ohne Rücksicht auf die vielen pedantischen Rechenmeister weit und breit, die das neue Jahrhundert erst mit dem 1.Januar 1901 beginnen lassen wollten. Bald nach Beginn des neuen Jahrhunderts, im Jahre 1904, konnte die längst geplante Renovation der im Jahre 1900 von dem Kirchdiener, Maurer Gottlob Döge nochmals ausgeweißten Kirche, vorgenommen werden. Viele große Mängel und Unvollkommenheiten, die die Kirche sowohl im Inneren als auch im Äußeren aufwies, machten ihre gründliche Erneuerung notwendig. Vor allem aber musste durch Erweiterung der engen Orgelempore nach Westen zu Platz zur Aufstellung einer neuen Orgel geschaffen werden. Die alte, aus dem Jahre 1740 stammende Orgel, war in einem jämmerlichen Zustand. Die neue 14-stimmige Orgel stammt aus der Orgelbauanstalt von Alfred Schmeißer in Rochlitz, das Orgelgehäuse wurde vom Tischlermeister Fischer aus Fremdiswalde gefertigt. Die neu renovierte Kirche sowie die neue Orgel wurden am 4. Advent, dem 18. Dezember 1904 eingeweiht.  Die vom Kirchschullehrer Höber sehr gut gespielte Orgel macht ihrem Erbauer die größte Ehre. Viele Arbeiten an der Kirche wurden von heimischen Handwerkern ausgeführt, wie vom bereits erwähnten Tischlermeister Fischer oder Dachdeckermeister Seiler, Schlossermeister Schmidt, Glasermeister Schubert und Schmiedemeister Werner. Die Orgel wurde übrigens 1906 von einem Blitz getroffen, der aber glücklicherweise nur geringen Schaden anrichtete. Die beiden Weltkriege überstand unsere Kirche unbeschadet. Das war nicht selbstverständlich, da im 1. Weltkrieg Flugzeuge den Himmel eroberten und eine neue Art von Krieg über den Köpfen der Bevölkerung austrugen und ganz besonders im darauffolgenden 2.Weltkrieg, wo ganze Städte durch Brandbomben in Flammen aufgingen. Wie im ersten, so wurden auch im zweiten Weltkrieg die jeweils zwei großen Glocken für die Kriegsrüstung vom Kirchturm geholt. Die Firma Schilling aus Apolda goss 1957 für unsere Gemeinde drei neue Stahlglocken. Leider musste die kleine Glocke verkauft werden, da sie klanglich nicht ins neue Geläut passte. An einem Sonntag, dem 29.09. des Jahres 1957, erfolgte dann die feierliche Glockenweihe. Fast genau 70 Jahre nach der letzten Renovierung der Kirche war es 1973 wieder einmal so weit. Der nach dem Brand 1766 aufgesetzte Turm mit Welscher Haube, war nach über 200 Jahren in einem sehr baufälligen Zustand. Wie schon erwähnt, wurden bei der Renovierung im inneren der Kirche Fresken aus der Zeit um 1250 gefunden. Dies fand der Restaurator Volker Wiesner 1978 heraus. Der letzte größere Einsatz fand im Jahre 2010 statt, als das Kirchendach durch den hiesigen Dachdeckermeister Pfeifer neu mit Schiefer eingedeckt wurde. Auch das Pfarrhausdach wurde in den letzten Jahren neu eingedeckt und das alte Gebälk ausgewechselt. Gute Unterstützung erhielten wir u.a. durch das Leader-Programm der EU (Europäische Union) und Sponsoren unserer Gemeinde sowie der Landeskirche. Ohne die kostenfreie Mithilfe Fremdiswalder Bürger wären diese nötigen Baumaßnahmen nicht möglich gewesen. So darf nun seit mehreren Jahren der Kirchenraum für Beerdigungen auch von Nichtkirchenmitgliedern genutzt werden.

Recherche, Zusammenfassung und aufgeschrieben von Thilo Busch

Quellen: Wikipedia; Sachsens Kirchen Galerie um 1840; Neu sächsische Kirchen Galerie um 1912; Der Heimatbote

Login

Login form protected by Login Lockdown

Lost your password?